Planungsphase

„Jedem seine Wohnung“ – so der Name des Wohnungsbauprogrammes der DDR, welches später in „Jedem eine Wohnung“ umbenannt wurde. Dies geschah wohl vor der Einsicht, dass nicht jeder seine Wunschwohnung erhalten oder gar besitzen könne. Hintergrund für dieses Wohnungsbauprogramm war ein akuter Wohnungsmangel. Familien, die mit zwei erwachsenen Kindern und teilweise sogar mit deren Ehepartnern eine 2 2/2-Raumwohnung bewohnten waren keine Einzelfälle.
Da die Stadt Potsdam im Süden durch das Landschaftsschutzgebiet Pirschheide, im Westen durch die Schlossanlagen und im Norden durch West-Berlin seine Grenzen fand, war eine Ausdehnung nur in Richtung Südosten möglich.

Nuthewiesen vor dem Bau des Schlaatzes (Foto.1)

Auf Grundlage des Dokumentes „Langfristige Auswahl von Wohnungsbaustandorten in der Bezirksstadt Potsdam“, das 1975 von den zuständigen Partei- und Ratsgremien bestätigt wurde, erarbeiteten die Fachabteilungen des Rates der Stadt Potsdam deshalb „[…] die gesellschaftspolitische und volkswirtschaftliche Zielsetzung [und] die Leitlinienplanung für den Wohnkomplex Potsdam-Schlaatz“ Das Ergebnis dieser Arbeit war die „Bebauungskonzeption Wohnkomplex Schlaatz“ die im Juni 1980 fertiggestellt wurde.

Erste Skizzen zur Struktur des Wohngebietes (Foto.2)

Ursprüngliche Planung des Wohngebietes (Foto.3)

Form und Ausrichtung des Areals gaben den Planern, die dem zum Rat der Stadt gehörigen „Büro des Stadtarchitekten der Stadt Potsdam“ zugeordnet waren, wenig Freiheiten bei der Anordnung der Gebäude. So sah bereits die ursprüngliche Planung die Strukturierung der Wohngebäude in der heutigen Hakenform entlang der Straßen „An der alten Zauche“ und „Am Nuthetal“ vor. Ebenso war bereits das Anlegen einer Achse mit daran liegenden gewerblichen und sozialen Einrichtungen im Stadtteilzentrum, der heutigen „Schlaatzer Welle“ geplant. Die Umsetzung sollte in drei Bauabschnitten erfolgen.

Im Gegensatz zur Realisierung sah jedoch die Planung den Bau von sechs Punkthochhäusern vor. Eines am Falkenhorst, welches heute dort steht sowie weitere drei im Zentrum, von denen jedoch eines nicht gebaut wurde. Ebenfalls nicht realisiert wurden die übrigen zwei 17-Geschosser, von denen einer am Magnus-Zeller-Platz und einer am Bisamkiez geplant war. Die Streichung der 3 Hochhäuser aus der Planung hatte dabei keine gestalterischen Gründe, sondern war dem Mangelzustand geschuldet. Neben der Tatsache, dass der Bau der hohen Gebäude um ein Vielfaches aufwendiger war, als der der üblichen Fünfgeschosser, kam hinzu, dass die nötige Fahrstuhltechnik nicht in ausreichender Menge gefertigt und geliefert werden konnte. Das Resultat der Hochhausstreichungen war die Nachverdichtung des dritten Bauabschnittes. Die sogenannten Würfelhäuser im südlichen Schlaatz waren zunächst nicht geplant, sondern wurden nötig, um den geplanten Wohnraum aus den 3 Punkthochhäusern auszugleichen.

Modell der Zentrumsplanung (Foto.4)

Neben dem „Kunstgriff“ der Nachverdichtung steigerte man die Anzahl der Wohnungen, in dem man die Grundrisse kleiner werden ließ. Hatten die Wohnungen des 1. Bauabschnittes noch eine durchschnittliche Größe von rund 60m², so folgten im zweiten und dritten Abschnitt Wohnungen mit durchschnittlichen Größen von rund 56 bzw. 54 m². Die Anzahl „größerer“ Wohnungen wurde ferner gesteigert, in dem man, durch eine zusätzliche Wand, 2-Raum zu 3-Raum und 3-Raum zu 4-Raum-„Ratio“-Wohnungen machte. Die daraus resultierende Enge veranlasst die Wohnungsunternehmen heute vielerorts zu Wohnungszusammenlegungen und Grundrissänderungen.
 
Dennoch hatte der Schlaatz auch in mehrerlei positiver Hinsicht Modellcharakter, wie Karin Juhász, damals Mitarbeiterin im „Büro des Stadtarchitekten“ und heute beim Stadterneuerungsamt zuständig für die Potsdamer Neubaugebiete, zu berichten weiß: So war es zunächst die Montagebauweise WBS70, die Anfang der 80er Jahre neu war. Die Platten erschienen nicht wie bisher nur im üblichen betongrau, sondern in verschiedenfarbigem Splittvorsatz. Die Wohnhäuser erhielten sogenannte „Giebelbroschen“, die in künstlerischer Weise den Bezug zu den Straßennamen herstellten und deren Motive an den Hauseingängen nochmals aufgenommen wurden. Auch das Sackgassensystem der Straßen war neuartig und galt, wegen des geringen Durchfahrtsverkehrs, als besonders kinderfreundlich. Die Straßen selbst erhielten Namen, die der Natur entlehnt waren und nicht an Wiederstandskämpfer oder verdiente Sozialisten erinnerten. An den Endungen der Straßennamen lassen sich die Straßen übrigens den drei Bauabschnitten zuordnen. Die Straßen des ersten Bauabschnittes tragen die Endung „-horst“, die des Zweiten „-hof“ und die des Dritten „-kiez“.

Giebelbrosche am Biberkiez (Foto.5)

Bemerkenswert war nicht zuletzt der Aufwand, der zur Gewinnung der sumpfigen Nuthewiesen als Baugrund betrieben wurde.