Die Bauphase
Bevor mit dem Bau des Wohngebietes Am Schlaatz begonnen werden konnte, galt es einen geeigneten Untergrund herzustellen. Nicht ohne Grund übersetzen Sprachwissenschaftler den slawischen Namen „Schlaatz“ mit der Bedeutung „Vom Sumpf umgeben“. Um aus der mit Gras bewachsenen Faulschlammschicht einen Baugrund entstehen zu lassen wurden große Mengen an Sand benötigt. Zunächst wurde dieser Sand aus dem 9 km entfernten Michendorf per LKW zur Großbaustelle transportiert. Ende Oktober 1983 hatte dann das seit langem an der Ostsee zur Kiesgewinnung angewandte „Saugspülverfahren“ seine Binnenland-Premiere, wie die Zeitung „Tribüne“ am 2. November 1983 begeistert schreibt. Von einer 1.300 m entfernten Grube, dem heutigen Baggersee Am Stern, wurden 150.000 m³ Sand mit Wasser vermischt und per Pipeline zum Schlaatz geschickt. 20.000 LKW-Fuhren konnten auf diese Weise gespart werden. Auf der Baustelle wurden zunächst Sand-Banquette gebildet, anschließend verfüllt und bebaut. Eine fünfmonatige Vorbereitungszeit hatte dieses Verfahren in Anspruch genommen.
Das erste Bauwerk, das Am Schlaatz entstand, war eine der beiden Turnhallen. Doch bevor diese von Sportlern genutzt werden konnte, war hier die Bauarbeiterversorgung untergebracht. Erst nachdem 1982 die ersten 367 Wohnungen fertig gestellt wurden, wurde die Versorgung der Schlaatzer mit den Waren des täglichen Bedarfes sichergestellt. Eine ärztliche Versorgungsstelle war zunächst in zwei Wohnungen untergebracht. Während die Kita am Falkenhorst im Zuge des ersten Bauabschnittes 1982 fertiggestellt wurde, mussten die Schüler unter den neuen Bewohnern vorerst noch ihre alten Schulen besuchen.
Großbaustelle Am Schlaatz (Foto.1)
Erst der zweite Bauabschnitt umfasste das Stadtteilzentrum mit seinen sozialen und gewerblichen Einrichtungen. Im Rahmen des gleichen Bauabschnittes entstand auch der Jugendclub alpha (heutiges Bürgerhaus) der sich in seiner architektonischen Gestalt deutlich aus der Landschaft von WBS 70-Bauweise-Quadern heraushob. Der Bau dieses Prestige-Objektes war zunächst für zwei Standorte in anderen Städten vorgesehen, bevor man sich entschied, das Projekt auf der „Jugendbaustelle“ Schlaatz zu realisieren. So ist zu erklären, warum sich das Gebäude in die städtebauliche Struktur des Stadtteils nur widerwillig einpasst.
Jugendclub alpha (Foto.2)
Schließlich kam es zum dritten, 1987 endgültig fertiggestellten Bauabschnitt. Dieser unterscheidet sich von den Vorangegangenen, vor allem durch die Nachverdichtungen, die durch die Einsparung von drei geplanten Punkthochhäusern nötig wurden. Diese Nachverdichtung erfolgte vorrangig durch die sogenannten „Würfelhäuser“. Auf kompaktem, quadratischem Grundriss wurde sechs Etagen in die Höhe gebaut. Trotz anders lautender Bauvorschriften wurden auf den Einbau von Aufzügen verzichtet. Die durch den Materialmangel in der Aufzugstechnik bedingten Zwänge ließen offenbar darüber hinwegsehen, dass bereits ab fünf Etagen ein Fahrstuhl erforderlich gewesen wäre. Der Verlauf der Bauphasen lässt sich übrigens für Jedermann an den Straßennamen rekonstruieren: Die Straßen des ersten Abschnittes enden auf –horst, die des zweiten auf –hof und die des dritten auf –kiez.
Schlaatz 1983: Familie Haverland bezieht ihre Wohnung im Schilfhof 20 (Foto.3)
Das Wohngebiet wurde in den 80er Jahren für rund 15.000 Einwohner realisiert. Ein fester Prozentsatz war dabei für „uniformierte“ Wohnungssuchende der Polizei, NVA usw. vorgesehen. Während 1991 13.156 Menschen im Stadtteil lebten, nahm in den Folgejahren die Bevölkerung kontinuierlich ab. Erst durch das integrierte Handeln verschiedenster Akteure vor Ort, konnte die Lage mittlerweile stabilisiert werden.